In einer Welt voller Ratgeber, Tipps und Techniken zur Stressbewältigung ist es fast schon ironisch, dass diese „Hilfestellungen“ oft zusätzlichen Druck verursachen. Viele Menschen fühlen sich von diesen Stressbewältigungsmethoden eher überfordert als entspannt.
Vielleicht kennen auch Sie das Gefühl: Sie lesen einen Artikel über Stressabbau, doch anstatt sich inspiriert zu fühlen, sind Sie plötzlich von einer neuen Art von Stress geplagt.
Und schon fühlt es sich an, als wäre der Säbelzahntiger hinter mir her, dabei wollte ich doch das Gegenteil erreichen…...
Wie kommt das? Warum können gut gemeinte Tipps manchmal genau das Gegenteil bewirken?
Weshalb sind Tipps zum Stressabbau in vielen Fällen mehr Frust als Entlastung und wie Sie eine für Sie passende Lösung finden können, lesen Sie hier.
Der Überfluss an Optionen: Wenn die Auswahl überfordert
Unser Gehirn arbeitet hervorragend, wenn es klare Anweisungen erhält. Bei der Flut an Ratschlägen – von Meditation über Tagebuch schreiben bis hin zu speziellen Atemtechniken – entsteht jedoch schnell das Gefühl, dass Sie eine „richtige“ Wahl treffen müssen. Aber was, wenn Sie nicht sicher sind, welche Methode zu Ihnen passt?
Diese Überfülle an Auswahlmöglichkeiten kann zu einem Phänomen führen, das Psychologen als „Entscheidungsparalyse“ bezeichnen: Wir stehen vor so vielen Optionen, dass wir keine auswählen können und am Ende gar nichts ausprobieren. Es ist fast so, als würden Sie in den Ratschlägen „gefangen“ sein – eine Erfahrung, die mehr Stress als Entlastung bringt.
Tipp: Reduzieren Sie die Auswahl und beginnen Sie mit einem einfachen, machbaren Schritt. Fragen Sie sich, welche Methode intuitiv am ansprechendsten klingt und starten Sie ohne zu viel nachzudenken.
Hohe Erwartungen: Die „alles oder nichts“-Mentalität
Wenn es um Stressabbau geht, erwarten viele sofortige Ergebnisse. Ratgeber und Selbsthilfe-Blogs versprechen oft Entspannung in Rekordzeit, was leicht dazu führen kann, dass wir an uns selbst hohe Erwartungen stellen. Wenn sich der Effekt dann nicht unmittelbar einstellt, fragen wir uns schnell: „Mache ich etwas falsch?“ oder „Warum hilft es bei mir nicht so wie bei anderen?“
Diese „alles oder nichts“-Mentalität führt dazu, dass Sie sich mehr auf das Resultat und weniger auf den Prozess konzentrieren. Sie könnten sogar beginnen, Ihre Stressbewältigung wie eine weitere Aufgabe auf Ihrer To-do-Liste zu behandeln, die abgehakt werden muss – und genau dieser Ansatz kann paradoxerweise den Stresspegel erhöhen.
Tipp: Sehen Sie Stressbewältigung als einen langfristigen Prozess. Kleine Schritte, wie das Einbauen von Mini-Pausen im Alltag, sind oft wirkungsvoller als große, anspruchsvolle Techniken.
Der Leistungsdruck: Stressabbau als Wettbewerb
In sozialen Medien und Artikeln wird oft vermittelt, dass „alle“ bereits erfolgreich meditieren, Yoga praktizieren oder sich morgens eine halbe Stunde Zeit für eine Reflexion nehmen. Dadurch kann sich der Druck aufbauen, auch auf diesen „Trend“ aufzuspringen und dabei erfolgreich zu sein. Es entsteht eine Art Leistungsdruck, bei dem Sie das Gefühl haben, dass Ihr Erfolg von der Effizienz Ihrer Stressbewältigung abhängt.
Doch das Erlernen von Entspannungsmethoden ist nicht wie ein Wettbewerb, bei dem es um Geschwindigkeit oder Perfektion geht. Im Gegenteil, Stressbewältigung ist eine individuelle Reise, die vor allem Geduld erfordert.
Tipp: Erlauben Sie sich, Methoden in Ihrem eigenen Tempo auszuprobieren, ohne dabei auf „perfekte Ergebnisse“ hinzuarbeiten. Akzeptieren Sie, dass es okay ist, wenn nicht jede Methode sofort funktioniert oder sich „natürlich“ anfühlt.
Der innerliche Widerstand: Warum wir uns manchmal gegen den eigenen Stressabbau sträuben
Manchmal stellt sich innerlich ein Widerstand gegen bestimmte Stressbewältigungstechniken ein. Es kann sein, dass Sie sich bei Meditation oder Atemübungen unwohl fühlen, einfach weil Ihnen diese Methoden fremd sind oder Sie sich in der Ruhephase plötzlich mit Ihren Sorgen konfrontiert sehen. Das Gefühl, sich mit Stress auseinanderzusetzen, kann für manche Menschen fast noch stressiger sein als der Stress selbst.
Tipp: Wenn Sie bemerken, dass eine Methode inneren Widerstand auslöst, betrachten Sie dies als wertvolle Erkenntnis. Manchmal ist der direkte Weg nicht der Beste; es hilft, nach Alternativen zu suchen, die besser zu Ihrer Persönlichkeit passen. Vielleicht sind Sie jemand, der eher durch Bewegung entspannt, wie beim Spazierengehen oder Tanzen, statt durch ruhiges Meditieren.
Die Gefahr der Selbstoptimierung: Wenn Stressabbau zum neuen „Projekt“ wird
In unserer Gesellschaft, in der Optimierung und Effizienz großgeschrieben werden, kann auch die Entspannung selbst zum Projekt werden. Die Vorstellung, immer „besser“ entspannen zu müssen oder Techniken bis zur Perfektion zu erlernen, setzt zusätzliche Erwartungen. Diese Haltung erzeugt eine Spirale, in der wir uns fragen: „Warum kann ich nicht einfach entspannen?“
Wenn Stressabbau zu einem weiteren Ziel wird, das wir „perfekt“ umsetzen wollen, verlieren wir leicht den eigentlichen Zweck aus den Augen: eine Entlastung für Körper und Geist zu finden, ohne zusätzliche Ansprüche.
Tipp: Lassen Sie den Gedanken los, perfekt entspannen zu müssen. Fokussieren Sie sich darauf, das zu tun, was Ihnen im Moment gut tut. Manchmal bedeutet das, die eigenen „Stress-Abbau-Vorsätze“ loszulassen und einfach mal die Gedanken schweifen zu lassen.
Was Ihnen wirklich helfen kann
Der Schlüssel zu einem effektiven Stressabbau liegt nicht in der Anzahl der Techniken, die Sie beherrschen, oder darin, ob Sie sie „richtig“ anwenden. Vielmehr geht es darum, auf Ihre eigenen Bedürfnisse und Ihr Tempo zu hören. Methoden sind hilfreich, aber sie sollten sich nicht wie eine Verpflichtung anfühlen. Überfordern Sie sich nicht mit einer Vielzahl an Tipps, sondern lassen Sie sich Raum zum Ausprobieren und Nachjustieren.
Finden Sie Ihren persönlichen Weg und erlauben Sie sich, dabei flexibel zu bleiben. Vielleicht bedeutet das für Sie, abends eine Tasse Tee zu genießen, ein paar tiefe Atemzüge zu nehmen oder auch einfach mal nichts zu tun.
Wenn Sie Stressabbau in Ihrem Leben stresst und Sie möchten, dass jemand mal „von außen drauf schaut“, dann melden Sie sich genre zu einem kostenfreien Erstgespräch.
Herzlichst
Ihre Nicole Ulbrich